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Rotbauchunke © U. Manzke

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Rotbauchunke Bombina bombina
Tieflandunke

Von Uwe Manzke
© Rufaufnahmen Natur & Text Verlag

Rotbauchunke: Portrait, Auge.

Rotbauchunke: Unterseite.

Rotbauchunke: Kahnstellung an Land.

Rotbauchunke: Amplexus.

Rotbauchunke: Laichballen.

Rotbauchunke: Larve.

Rotbauchunke: Larve mit gut sichtbarem Mundfeld (Kieferzähnen).

Rotbauchunke: Jungtier mit grüner Rückenzeichnung.

Rotbauchunke: grüngefärbtes Männchen.

Verbreitung in Niedersachsen

Die Rotbauchunke erreicht in Niedersachsen ihre (nord)westliche Verbreitungsgrenze in Europa. Sie hat nur noch im unmittelbaren Elbetal überlebt. Früher gab es noch Vorkommen im Wendland, außerhalb des unmittelbaren Elbetales, im Landkreis Uelzen und an der Aller bei Celle (1950er Jahre). Die zwei isolierten Restpopulationen im Landkreis Uelzen sind erst jüngst, nach dem Jahre 2000 ausgestorben. Für das Ende des 19. Jahrhunderts sind Funde im Einzugsbereich der Schunte und der Oker bei Braunschweig belegt. Diese ehemaligen Vorkommen standen sicherlich in Kontakt mit den historischen "Aller-Vorkommen". Weitere Hinweise zu (ehemaligen) Vorkommen gibt es für den Drömling, im Bereich der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt. Möglicherweise gibt es hier noch eine kleine Restpopulation?

Vorkommen in der Region Hannover

Die Rotbauchunke kommt in der Region Hannover nicht vor, auch gibt es keine alten Nachweise. Bei den älteren Hinweisen zu Vorkommen im Bereich des Steinhuder Meeres dürfte es sich um die Gelbbauchunke gehandelt haben. In jedem Fall sind diese alten Hinweise nicht ausreichend gesichert, um eine Ansiedlung der Rotbauchunke am Steinhuder Meer, weitab ihrer natürlichen Verbreitung, rechtfertigen zu können (s.u.).

Lebensraum

Die Rotbauchunke ist ein Offenlandbewohner mit einer starken Bindung an offene und besonnte Wasserflächen. Mit Ausnahme der Wintermonate halten sich die Rotbauchunken fast ganzjährig in und an Gewässern auf. Sofern die Gewässer in trockenwarmen Sommermonaten austrocknen, überdauern die Rotbauchunken versteckt lebend an Land.

Mit Ausnahme der letzten Geestvorkommen im Lk. Uelzen (Status: verschollen/ausgestorben), siedelt die Rotbauchunke in Niedersachsen nur noch in der unmittelbaren, durch Überschwemmungsereignisse geprägten Elbtalaue mit ihren Nebenflüssen. Die Rotbauchunke ist dort ein typischer "Überschwemmungslaicher" (s.u.). Entsprechend benötigt die Rotbauchunke ein dichtes Netz geeigneter Kleingewässer beiderseits des Hochwasserschutzdeiches.

Rotbauchunken weisen eine +/- ganzjährige Bindung, mit Ausnahme des Winters, an offene und besonnte Wasserflächen auf. Dabei sucht die Rotbauchunke die Gewässer zum Ablaichen und auch als Nahrungshabitat auf. Oft sind diese Gewässer nicht identisch (räumliche Trennung: Fortpflanzungsgewäser und Sommerlebensraum). Abgelaicht wird überwiegend in nährstoffärmeren temporären Überschwemmungs- und anderen Tümpeln. Die Nahrungsgewässer haben zumeist eutrophen Charakter, sind älter und größer und weisen eine länger andauernde Wasserführung auf. Es müssen daher ausreichend Gewässer unterschiedlicher Ausprägungen zur Verfügung stehen.

Den Winter verbringen die Rotbauchunken in überflutungsgeschützten, höhergelegenen Bereichen, auch in Wäldern.

Biologie und Ökologie

Die Rotbauchunke überwintert an Land. Je nach Temperatur und Niederschlägen können die Unken ab April in den Laichgewässern angetroffen werden. Die Laichzeit erstreckt sich bis weit in den Sommer, manchmal können rufende Rotbauchunken noch im August gehört werden. Die Rotbauchunken laichen mehrmals im Jahr ab, wobei in der ersten ausgeprägten Rufphase die meisten Tiere ablaichen. Die Ruf- und Laichaktivitäten werden zumeist durch starke Niederschläge ausgelöst. Im Elbetal werden die Laichaktivitäten stark von dem Hochwassergeschehen der Elbe beeinflusst. Die Rotbauchunke ist hier ein typischer Überschwemmungslaicher. Bei den für die Elbe typischen und kennzeichnenden Hochwasserereignissen, vor allem im Frühjahr und Frühsommer, steigt der Wasserspiegel auch binnendeichs an. Dieses Drängewasser, an der Elbe Qualmwasser genannt, füllt dann viele Hohlformen und Geländesenken. Diese temporären Gewässer sind ideale Laichgewässer für die Rotbauchunke und weitere Amphibien sowie Urzeitkrebse.

Die Rufe ("mit runden, geöffneten Lippen = buhrufend" klingt es etwa, wie: uuump, uuump, uuump, ...) einzelner Tiere sind sehr leise, große Rufgruppen sind z.T. weithin hörbar. Die Rufe werden gerne mit den Rufen der Taube und des Kuckucks verwechselt. Die Rotbauchunke ist tag- und nachtaktiv. Außerhalb der Laichzeit halten sich die Unken überwiegend in und an den Gewässern auf. Hier nehmen sie auch ihre Nahrung auf (s.o.).

Artenschutz und Artenhilfsmaßnahmen

Die Rotbauchunke kommt in der Region Hannover nicht vor.

Die Rotbauchunke ist lokal und regional durch den Verlust ihrer Laich- und Nahrungsgewässer ausgestorben. Hinzu kommen die großflächigen Entwässerungen und Trockenlegungen, zum Beispiel bei Braunschweig, sowie die "Allerregulierung" zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

In Niedersachsen gibt es ein Artenschutzprogramm Rotbauchunke, das federführend vom NLWKN betrieben wird. Trotzdem sind viele ehemalige Rotbauchunkenvorkommen erloschen und die Situation hat sich nicht gebessert. In dem letzten Geestvorkommen im Landkreis Uelzen wurden seit Jahren (seit ca. 2007) keine Unken mehr nachgewiesen.
Auch im Zusammenhang der Deichsanierungen an der Elbe und ihrer Nebenflüsse (im Übrigen überwiegend ein Deich-Neubau) sind viele Laich- und Nahrungsgewässer in den letzten 30-40 Jahren vernichtet und/oder verkleinert worden. Die wahrgenommenen Ausgleichsmaßnahmen sind unzureichend.

Bis ca. in die 1950er Jahre gab es im Allertal im benachbarten Landkreis Celle noch größere Rotbauchunkenvorkommen. Der NABU Celle und Partner versuchten im Rahmen des Projektes "Naturschutz und Natur erleben in der Allerniederung bei Osterloh" die Rotbauchunke in ihrem ehemaligen Lebensraum an der Aller bei Celle wieder anzusiedeln. Da es seit über 40 Jahren keine "Aller-Unken" mehr gab, wurden für dieses Wiederansiedlungsprojekt Rotbauchunken aus dem Elbetal genommen (Mecklenburg-Vorpommern). Das Projekt ist als gescheitert zu bewerten, da die Unken und deren Nachwuchs wegen eingesetzter Fische keine Überlebenschancen hatten und haben.

Die im Rahmen eines "Life-Projektes" geplanten "Biotop-Management-Maßnahmen" an der Elbe, Aller und im Lk. Uelzen sind zu begrüßen. Kritisch zu beurteilen sind jedoch die projektierten "Wiederansiedlungen" (s.a. Verschleppung von Krankheiten bei der Gelbbauchunke). Hier sollte vielmehr eine eigenständige "Wieder- bzw. Rückbesiedlung" der Vorkommen entlang der Elbe abgewartet werden (= Erfolgskontrolle!). Auf diesen Erfahrungen aufbauend, könnte dann versucht werden, Rotbauchunken im Lk. Uelzen wieder anzusiedeln.
Gänzlich abzulehnen sind die formulierten und wohl auch in Zukunft vorgenommenen Aussetzungen am Steinhuder Meer.

Kommentar:
Letzteres dient meiner Ansicht nach eher der "Verwirklichung persönlicher und eitler Ziele", frei nach ... wir haben noch eine weitere Art unseres Wunschzettels (im Freiland-Zoo Meerbruchswiesen am Steinhuder Meer) etablieren können. Und die Behördenmitarbeiter und Politiker lassen sich gerne bei den Aussetzungen fotografieren: "Seht her, wir tun doch was!". Die ausgegebenen Gelder, die gebundenen Arbeitskräfte (Behörden) und die investierte Zeit wären allerdings andernorts sinnvoller und "fachgerechter" (aus Naturschutzsicht) einzusetzen. Dort geht das Artensterben weiter, "... zu viel Arbeit, hm, ja, ja, zu viele Probleme und Unruhe, hm, ja, ja, ... , aber, seht her - wir tun doch was!".

Gelbbauchunke

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Rotbauchunke Bombina bombina, Männchen.

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Rotbauchunke Bombina bombina, Jungtier.

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Rotbauchunke Bombina bombina, Kahnstellung im Wasser.

Gelbbauchunke