Frosch, Wasser & Co
www.laubfrosch-hannover.com

pic

Schnellwahl: Thumbnails

Egel - Hirudinea

Von Uwe Manzke

pic

Der Medizinische Blutegel ist, wie der Regenwurm, ein Ringelwurm.

Egel, die zu den Ringelwürmern (Annelidae) zählen, sind weltweit verbreitet. Sie leben im Süßwasser, an Land und im Meer. Viele Arten leben amphibisch, beziehungsweise in feuchten (wechselfeuchten) Lebensräumen. Die in Deutschland heimischen Egel sind überwiegend im und am Wasser zu finden.

Die meisten Egel leben räuberisch und ernähren sich von kleineren Organismen und/oder Aas. Allgemein bekannt ist die parasitäre, körpersaftsaugende Ernährungsweise, vor allem der Blutegel. Die Egel sind protandrische Zwitter und legen ihre Eier in Kokons ab. Diese werden zumeist außerhalb des Wassers in feuchten Bereichen abgesetzt. Einige Egelarten betreiben Brutpflege.

Für Deutschland sind ca. 50 Egeltaxa bekannt, wobei jüngst "Artengruppen" in einzelne Arten aufgespalten wurden. Auch wurden für das benachbarte Polen einige weitere neue Fischegeltaxa beschrieben (BIELECKI 1997), so dass die tatsächliche Zahl, der in Deutschland vorkommenden Egelarten wohl noch höher liegt (beachte: Verschleppung mit Besatzfischen möglich).

Die Beschäftigung mit Egeln ist überwiegend auf (wenige) hauptberuflich arbeitende Experten und einige wenige engagierte und überwiegend in ihrer Freizeit tätige Faunisten und Freilandökologen beschränkt. Vielleicht regen diese kurzen Ausführungen dazu an, dass sich auch andere Personenkreise zukünftig intensiver mit Egeln beschäftigen.

pic

Medizinischer Blutegel saugt an Grasfroschmännchen.

pic

Gemeiner Fischegel Piscicola geometra.

pic

Großer Schneckenegel
Glossiphonia complanata.

Ich möchte hier vor allem die Blutegel oder auch Kieferegel (Gattungen: Hirudo, Haemopis) vorstellen und auf den sehr selten gewordenen echten Medizinischen Blutegel Hirudo medicinalis hinweisen, scheint sein Vorkommen unmittelbar von Vorkommen größerer Amphibienpopulationen abzuhängen. Die Amphibien dienen dem Blutegel als wichtige (lebensnotwendige) Nahrungsgrundlage. Für Fundortmeldungen des Medizinischen Blutegels und des Ungarischen Blutegels (gerne mit Fotobeleg), auch außerhalb der Region Hannover bin ich dankbar.

Vor allem die Nutzung der echten Blutegel zu medizinisch-therapeutischen Zwecken hat in den letzten Jahren, nicht nur in der Naturheilkunde, sondern auch z. B. in der plastischen und in der Unfallchirurgie, eine wichtige Bedeutung wiedererlangt, mehr dazu in der einleitenden Beschreibung der Blutegel.

Weitere blut- und körpersaftsaugende Egel finden sich in anderen systematischen Gruppen. Am bekanntesten dürften die Fischegel Piscicolidae sein, zu denen der häufige Gemeine Fischegel Piscicola geometra zählt. Aber auch an Vögeln, Schildkröten, Schnecken und anderen Tiergruppen saugen verschiedene, zum Teil auf ihre Wirte spezialisierte Egeltaxa.

Neben den Blutegeln der Gattung Hirudo nutzen noch weitere Egelarten Amphibien als Nahrungsquelle. Zu nennen sind beispielsweise der Sumpf-Schneckenegel (Froschegel) Glossiphonia (Batrachobdella) paludosa, der Vieräugige Plattegel Hemiclepsis marginata und der Schildkrötenegel Haementeria costata sowie der Schlundegel (Roll-, Hundeegel) Erpobdella (Herpobdella) octoculata und der Vielfraßegel (Pferdeegel) Haemopis sanguisuga, der auch zu den Blutegeln Hirudinea gezählt wird.

Blutegel

 

Hier gelangt Ihr zu den Artenportraits

Zu den Artenportraits gelangt Ihr, indem Ihr mit dem Mauszeiger auf ein Bild oder einen Artnamen klickt.

Quellen
Neben meinen langjährigen Erfahrungen wurden vor allem die folgenden Quellen, insbesondere zur landesweiten Verbreitung der einzelnen Arten genutzt. Die Aufzählung der vielen anderen spezielleren Quellen würde den "Rahmen dieser Seiten sprengen" (zu den Quellen). Zu den "speziellen Quellen" möchte ich neben den Regional-Faunen unbedingt die vielen heute scheinbar nicht mehr veröffentlichungswürdigen anekdotischen "Zufallsbeobachtungen" der Vergangenheit zählen, zeigen diese doch oft, dass es noch mehr gibt, als die "Lehrbuchmeinung(en)" .

 

Quellen-Auswahl (alphabetisch):
ARNOLD, A. (1993): Zum Vorkommen des Medizinischen Blutegels, Hirudo medicinalis L., in Ostdeutschland und speziell in Sachsen (Annelida, Hirudinea, Hirudinidae). - Veröff. Naturkundemuseum Leipzig 11: 16-26.// ARNOLD, A. (2007): Beobachtungen am Medizinischen Blutegel. - DATZ 60 (3): 56-59.// BIELECKI, A. (1997): Fish-leeches of Poland in relation to the Palearctic picicolines (Hirudinea: Piscicolidae: Piscicolinae). - Genus 8(2):223-375.// BREHM, A. E. (1887): Familie: Blutegel (Hirudinea). - In: Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere.- Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887: 91-94.// DAVIES, R. W. & N. MCLOUGHLIN (1996): The effects of feeding regime on the growth and reproduction of the medicinal leech Hirudo medicinalis. - Freshwater Biology 36: 563-568.// ELLIOT, J. M. (2008): Population size, weight distribution and food in a persistent population of the rare medicinal leech, Hirudo medicinalis. - Freshwater Biology 53: 1502-1512.// GROSSER, C. (1991): Ein Tier mit wechselvoller Geschichte - der Medizinische Blutegel. - DATZ 44(10): 675-676.// GROSSER, C. (2003): 8.5. Hirudo medicinalis LINNAEUS, 1758. - In: PETERSEN, B., G. ELLWANGER, G. BIEWALD, U. HAUKE, G. LUDWIG, P. PRETSCHER, E. SCHRÖDER & A. SSYMANK (Hrsg.): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000.- Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland, Band 1: Pflanzen und Wirbellose: 732-736. // GROSSER, C. (2005): 6 Egel (Hirudinea) Medizinischer und Ungarischer Egel Hirudo medicinalis (LINNAEUS, 1758) und Hirudo verbana (CARENA, 1820). - In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Methoden zur Erfassung von Arten der Anhänge IV und V der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie.- Naturschutz und Biologische Vielfalt, Bonn - Bad Godesberg 20: 145-149.// GROSSER, C. (2006): 7 Egel (Hirudinae). Kriterien zur Bewertung des Erhaltungszustandes der Populationen des Medizinischen Blutegels Hirudo medicinalis LINNAEUS, 1758 - Allgemeine Bemerkungen. - Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle, Sonderheft 2: 98-99.// GROSSER, C.: Die Egel Deutschlands / The leeches of Germany. - Internet: http://www.hirudinea.de/Egel_Deutschlands.htm , [Abruf: 01.12.2011].// GROSSER, C.: Bestimmungsschlüssel der Egel Deutschlands / Identification key of German leeches. - Internet: http://www.hirudinea.de/Tafela.htm , [Abruf: 01.12.2011].// HERTER, K. (1968): Der Medizinische Blutegel und seine Verwandten.- Wittenberg Lutherstadt. // JOHANSSON, L. (1929): Hirudinea (Egel). - In: DAHL, F. (Hrsg.) Die Tierwelt Deutschlands und angrenzender Meeresteile, 15. Teil Würmer oder Vermes I: Oligochaeta - Hirudinea - Sipunculoidea und Echiuroidea. - Jena: 133-155.// JUEG, U. (2002): Anleitung zum Sammeln, Präparieren und Aufbewahren von Egeln (Hirudinea). - Mitteilungen der NGM -2 (2): 74-79. JUEG, U. (2009): Der Medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis LINNAEUS, 1758) in Mecklenburg-Vorpommern.- Mitteilungen der NGM - 9 (1): 3-14.// KEIM, A. (1993) Studies on the host specifcity of the medicinal blood leech Hirudo medicinalis L. - Parasitol. Res. 79: 251-255.// Manzke, U. & C. WINKLER (2012): Amphibien als Wirt des Medizinischen Blutegels (Hirudo medicinalis) - Literaturauswertung und Aufruf zur Mitarbeit. - RANA 13: 42-55. Einleitung zum Download, der Beitrag kann bei mir angefordert werden// MÜLLER, L. G. (1830): Der medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis). Oder naturhistorische Beschreibung des Blutegels, nebst praktischen Regeln über Fang, Aufbewahrung, Fortpflanzung, Krankheiten und Transport desselben, so wie über seinen medizinisch-chirurgischen Gebrauch und seine Anlegung. - Gottfr. Vasse Verlag, Quedlinburg und Leipzig. 70 S, plus Abbildungen.// NESEMANN, H. & E. NEUBERT (1999): Annelida, Clitellata: Branchiobdellida, Acanthobdellea, Hirudinea.- In: SCHWOERBEL, J. & P. ZWICK (Hrsg.): Süßwasserfauna von Mitteleuropa, Band 6/2. - Heidelberg.// REIMANN, N. & T. WALTER (2005): Hirudinea - eg(k)elige Gesellen? - DATZ 58 (2): 67-69.// SCHNEEWEISS, N. (1997): Fang, Handel und Aussetzung - historische und aktuelle Aspekte des Rückgangs der Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis LINNAEUS, 1758) in Brandenburg. - NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG HEFT 3: 76 - 81.// UTEVSKY, S., M. ZAGMAJSTER, A. ATEMASOV, O. A. UTEVSKY & P. TRONTEJL (2010): Distribution and status of medicinal leeches (genus Hirudo) in the Western Palaearctic: anthropogenic, ecological, or historical effects? - Aquatic Conserv: Mar. Freshw. Ecosyst. 20: 198-210.// WESENBERG-LUND, C. (1939): Biologie der Süßwassertiere - Wirbellose Tiere. - Julius Springer Verlag, Wien.// WINKLER, C. & U. MANZKE (2014): Funde der Blutegelarten Hirudo medicinalis und Hirudo verbana in Norddeutschland unter Berücksichtigung von Amphibien als Wirtsorganismen - Ergebnisse eines Aufrufs in der RANA 13: 60-66. Einleitung zum Download, der Beitrag kann bei mir angefordert werden.//

Blutegel