☰

Frosch, Wasser & Co
www.laubfrosch-hannover.com

toter Laubfrosch © U. Manzke

Prädatoren von Amphibien: Säugetiere und Vögel

Vandalismus oder Beutegreifer? Hier stelle ich einige typische "Frassbilder" mit Erläuterung der/des dazugehörigen Beutegreifers vor

Von Uwe Manzke

Froschrotz © U. Manzke

Beutegreifer: sehr wahrscheinlich Mäusebussard oder Rabenkrähe. Auf Zaunpfählen aber auch am Boden findet sich oft der sogenannte "Frosch- oder Sternrotz" - der ungenießbare Laich und Gallerte von Gras- und Moorfrosch oder Erdkröte.

aufgepickter Grasfrosch © U. Manzke

Beutegreifer: sehr wahrscheinlich Rabenkrähe. Der Grasfrosch wurde gezielt am Bauch aufgepickt und nur die Leber gefressen.

gehäutete Erdkröte © U. Manzke

Beutegreifer: sehr wahrscheinlich Waschbär oder Raubwürger. Der Raubwürger kann Frösche und Kröten gezielt aus der Haut drehen und die ungiftigen Innereien verspeisen. Aber auch Waschbären, Otter und andere Säuger können es lernen, Erdkröten dermaßen "fachgerecht" zu häuten und die Kröten ohne die "giftige" Haut zu fressen.

gehäutete Erdkröte © U. Manzke

Beutegreifer: sehr wahrscheinlich Wanderratte, die Erdkröten werden an der Bauchseite geöffnet, die Innereien und das Muskelfleisch verzehrt, übrig bleiben Haut, Knochen, Kopfkapsel und bei weiblichen Individuen der Laich.

gehäutete Erdkröte © U. Manzke

Beutegreifer: sehr wahrscheinlich Wanderratte, fein abgenagte Knochen.

Trittsiegel Waschbär © U. Manzke

Waschbären fressen vor allem zur Laichzeit der Frühlaicher Froschlurche. Sind Waschbären an einem Gewässer aktiv, lassen sich diese leicht durch ihre typischen Spuren (Trittsiegel) nachweisen.

durch Unterdruck getötete Erdkröte © U. Manzke

Beutegreifer: Mensch in fahrendem Auto. Oft werden Erdkröten nicht direkt überfahren sondern durch den Luftsog und durch Luftdruckunterschiede getötet. Hier treibt ein durch Unterdruck getötetes Erdkrötenweibchen in einem Straßengraben, aus dem Maul hängt die Zunge und Teile der Lunge, der Körper ist aufgebläht.

Alljährlich können zur Laichzeit der frühlaichenden Amphibienarten immer wieder tote und angefressene Erdkröten, Gras- und Moorfrösche sowie stellenweise auch Molche gefunden werden. Die Individuen sind zumeist sehr stark verstümmelt. So fehlen vielen Tieren die Gliedmaßen, die Haut ist auseinandergerisssen oder einem Handschuh gleich umgestülpt. Zum Schrecken und Entsetzen der Naturfreunde leben viele der Amphibien noch und versuchen davon zu kriechen oder bewegen sich, wenn man sie berührt.

Hier waren glücklicherweise keine Liebhaber von Froschschenkeln oder Vandalen unter uns Menschen am Werk. Die Froschlurche - allen voran die Erdkröte - werden oft in unmittelbarer Nähe zu ihren Laichgewässern von Beutegreifern "erlegt". Gerade weil der Tisch so reichlich gedeckt ist, werden von einigen Beutegreifern nach einiger Zeit gezielt nur noch die "besten Stücke" verzehrt. Wer kennt sie nicht, die Bilder der Bären in Alaska, die jedes Jahr zum Zeitpunkt des Lachsaufstiegs die Lachse fangen und dann nur noch den Kaviar zu sich nehmen?

So oder so ähnlich verhalten sich auch die Prädatoren der Amphibien in Deutschland. Zu nennen sind da verschiedene Säugerarten und vor allem auch Vögel. Welches Frassbild zu welchem Beutegreifer gehört, bzw. zugeordnet werden kann, ist allerdings nicht immer leicht zu ermitteln.

Alle Tatorte weisen ähnliche Spuren auf. Es werden nur Teile von den Kröten gefressen, bevorzugt die Innereien und Muskelstränge der Hinterbeine. Die Haut der Erdkröten und der Laich von Erdkröten- und auch Braunfroschweibchen wird nie gefressen. Oft findet man daher Laich und Gallerte außerhalb der Gewässer, manchmal auch auf Zaunpfählen (Greifvögel). Der Volksmund nennt diese dann "Frosch- oder Sternrotz". Die Haut der Erdkröte weist giftige Bufotoxine auf, möglicherweise sind diese bereits auch im Laich vorhanden.

Vor einigen Jahren sind die "Explodierenden Kröten" von Hamburg in der Presse gewesen. Untersuchungen des Berliner Veterinärs Dr. Frank Mutschmann, zeigten, dass diesen Kröten jeweils ganz gezielt die Leber herausgepickt wurde. In der Folge starben die Tiere einen langsamen Tod. Durch die einsetzende Verwesung entstanden Faulgase, so dass die aufgeblähten Kröten dann "explodierten". Verantwortliche Prädatoren sind höchstwahrscheinlich die intelligenten Rabenvögel wie Krähen und Elster.

Unter den Säugern sind der Fuchs, der Igel und die verschiedenen Marderarten, vom Mauswiesel bis hin zum Fischotter und dem eingebürgerten nordamerikanischen Mink bekannte Amphibienjäger. Wenig ist über die Spitzmäuse, vor allem die Wasserspitzmaus bekannt. Diese kleinen Jäger werden oft unterschätzt, sind aber effektive Jäger auch von größeren Beutetieren, wie Amphibien.

Der Iltis soll den Erdkröten gezielt das Rückgrat durchbeißen und Nahrungsvorräte anlegen. Typisch sind die feinen "nadelstichartigen" Verletzungen im Nackenbereich der Kröten. Durch diese "Querschnittslähmung" können die Erdkröten nicht aus den Vorratskammern entfliehen. Andererseits bleiben sie aber noch lange am Leben und verderben nicht. Gelegentlich sind diese Vorräte wohl aber auch so groß, dass nicht alle Kröten gefressen werden und diese dann vor den Bauen als mumifizierte Leichen gefunden werden können (Rudi Krause mdl.).

Wildschweine sollen Erdkröten sogar aus Fangeimern im Zusammenhang von "Zaunaktionen" holen (O. Wüstemann 2003, s.u.). Da die Haut der Erdkröten viele Drüsen und Abwehrsekrete enthält (s.o. "Bufotoxine"), quetschen die Wildschweine die Kröten "aus der Haut" und verzehren dann die Innereien. Mittlerweile sind auch Gerüchte von patroullierenden Rabenkrähen entlang der Fangeinrichtungen an Amphibienwanderstrecken über Straßen bekannt geworden.

Neben dem Mink vervollständigen weitere Neozoen wie Waschbär, Bisam und Marderhund die Liste der Beutegreifer unter den Säugetieren. Weiterhin wurde die Wanderratte beim Fressen von Erdkröten beobachtet. Möglicherweise fressen auch wühlmausartige Kleinsäuger Amphibien und suchen die Laichplätze im Frühjahr gezielt auf. Im Bereich menschlicher Siedlungen töten Hauskatzen Amphibien.

Nicht zu unterschätzen sind Vögel, als Beutegreifer von Amphibien. Neben eher zufälligen Begegnungen, zum Beispiel Amsel und Laubfrosch, gehen aber einige Vögel gezielt und systematisch auf Amphibienjagd. Genannt habe ich bereits die Rabenvögel, vor allem Rabenkrähe und Elster. Natürlich gehören die großen Vögel wie Storch, Reiher und Kranich gleichfalls zu den effektiven Amphibienjägern, ebenso wie die verschiedenen Arten der Limikolen und Rallen. Zwergtaucher können ein Kleingewässer innerhalb weniger Wochen "Kaulquappenfrei" gestalten. So konnte ich einmal in Langenhagen, bei Hannover, beobachten, dass die Anzahl der Grasfrosch- und Laubfroschkaulquappen trotz großer Ablaichgesellschaften immer mehr abnahm, bis es schließlich schwer wurde, überhaupt noch Kaulquappen zu finden.
Ähnliches ist über den Graureiher zu berichten, der zur Rufzeit des Laubfrosches nachts gezielt und äußerst erfolgreich diese kleinen Frösche jagt. Nachts werden einige Amphibien, vor allem im Frühjahr auch von Eulen und Käuzen gejagt und gefressen. Prädatoren an Laich und Larven sind vor allem Entenvögel, allen voran die Stockente. Eine sehr gute, allerdings schon etwas ältere, Übersicht zu Vögeln, als Beutegreifer von Amphibien geben Kabisch & Belter 1978.

Zu den Beutegreifern von Amphibien zählen natürlich auch Amphibien und Reptilien, wie Ringelnatter und Kreuzotter. Unter den Amphibien sind vor allem die (weiblichen) Molche, sowie deren Larven zu nennen. Kaulquappen der frühlaichenden Arten, wie Grasfrosch und Erdkröte fressen oft am Laich der spätlaichenden Arten. Die Wasserfrösche fressen "alles, was ins Maul passt", dazu gehören auch kleinere Artgenossen und Jungtiere. Daher halten sich die Jungtiere der Wasserfrösche zumeist an ganz anderen Orten auf, als die Adulti.

Prädatoren: Fische

 

Informationen zu Prädatoren des Laubfrosches gibt es hier: Gefährdungsursachen von Laubfroschvorkommen: Prädation durch andere Tiere (Fressfeinde, Beutegreifer).

Erdkröten und andere Amphibien als Beute der Wanderratte

Im Frühjahr 2013 wurden von Wanderratten erbeutete und gefressene Froschlurche an einem Kompensationsgewässer bei Burgdorf gefunden.
- Auszug des Beitrags "Krötenleichen - wer ist der Täter?" aus der RANA 15 [Manzke, U. (2014): Krötenleichen - wer ist der Täter? - RANA 15: 45-52.] Einleitung, als PDF zum Download, der Beitrag kann bei mir angefordert werden.

pic

Tote und gefressene Erdkröten, Knoblauchkröten und Grasfrösche in einem Entenhaus bei Burgdorf.

pic

Gut zu erkennen sind die typischen Kotpillen der Wanderratte, links im Bild.

pic

Das Entenhaus an dem Kompensationsgewässer - zweckfremde Nutzung widerspricht der Gewässeranlage zu Naturschutzzwecken.

Am 04. Mai 2013 wurden an einem Kompensationsgewässer südlich von Schillerslage (Burgdorf; Niedersachsen) ca. 50 tote Froschlurche in einem leerstehenden Entenhaus gefunden. Die wie Kröten aussehenden Leichen sind von dem Beutegreifer dorthin verbracht und aufgefressen worden. Neben den bereits mumifizierten, beziehungsweise eingetrockneten Leichenteilen, fand sich typischer Rattenkot. Vermutlich wurden die Amphibien von Wanderratten dorthin gebracht und im Schutze des Entenhauses gefressen.

Insgesamt wurden 58 tote Froschlurche gefunden. Da in dem Gebiet viele Amphibienarten vorkommen, wurden die Leichen anhand der arttypischen Schädelknochen bestimmt. Es konnten eine Knoblauchkröte, 52 Erdkröten und ein Grasfrosch bestimmt werden. Zwei weitere Exemplare konnten keiner Art zugeordnet werden, es handelte sich vermutlich aber auch um Erdkröten. Im Gebiet kommen weiterhin die Kreuzkröte, der Wasserfrosch und drei Molcharten vor. Sporadisch sind eingewanderte Laubfroschmännchen zu hören.

Die Fundumstände (Jahreszeit, Artenspektrum, Frassspuren, Kotpillen, u.a.) weisen auf die Wanderratte als Prädator hin. Auch wurden in der Vergangenheit während der Laichaktivitäten von Erdkröte und Co ähnliche Frassspuren und flüchtende Wanderratten an weiteren Gewässern in der Region Hannover gefunden, beispielsweise im Raum Kananohe (Langenhagen).

Im Zusammenhang des Arten- und Naturschutzes ist anzumerken, dass das beschriebene Kleingewässer 2006 im Verbund mit weiteren Kleingewässern als Kompensationsmaßnahme des Baues der Ortsumgehung B 188 Burgdorf angelegt wurde. Zusätzlich wurden dort an der neuen B 188 beidseitig kostenintensive Amphibienleiteinrichtungen mit Tunneln installiert. Bereits kurz nach Anlage dieses Kompensationsgewässers wurde hier ein Entenhaus aufgestellt, in benachbarte Kompensationsgewässer wurden Goldfische Carassius auratus gibelio und Bitterlinge Rhodeus armarus eingesetzt.
Diese widerrechtlichen und eigenmächtigen Handlungen von Privatpersonen, leider auch allzu oft von Jagdpächtern, widersprechen dem Naturschutzgedanken und der angestrebten Kompensationsmaßnahme. Hier sollten die örtlichen Naturschutzverbände, Naturschutzbeauftragten und Behörden unbedingt mit geeigneten Mitteln gegen wirken, vor allem im Wiederholungsfall. Mir ist kein Fall bekannt, in dem der Verursacher für die anfallenden Kosten einer Wiederherstellung "zur Kasse gebeten wurden".

    Literaturtipps hierzu (Auswahl):
    • Große, W.-R. (1999): Laich und adulte Erdkröten als Beuteobjekte. - Salamandra 35: 123-124.
    • Kabisch, K. & H. Belter (1968): Das Verzehren von Amphibien und Reptilien durch Vögel. - Abh. Ber. Staatl. Mus. Tierkde. dresden, 29(15): 191-227.
    • Klewen, R. (1984): Welchen Schaden verursachen der Iltis und andere Beutegreifer in Erdkrötenpopulationen? - Herpetofauna 6: 17-20.
    • Manzke, U. (2014): Krötenleichen - wer ist der Täter? - RANA 15: 45-52. Einleitung, als PDF zum Download, der Beitrag kann bei mir angefordert werden.
    • Schneeweiß, N. (2016): Waschbären (Procyon lotor) erbeuten Erdkröten (Bufo bufo) in großer Zahl am Laichgewässer. - Zeitschrift für Feldherpetologie 23: 203-212.
    • Schonert, A. (2007): Einheimische Amphibien als Nahrung von Neozoen? - RANA 8: 40-44.
    • Wüstemann, O. (2003): Amphibienverluste durch Waschbären und Wildschweine im Landkreis Wernigerode/Sachsen-Anhalt. - Jschr. Feldherpetol. u. Ichthyofaunistik Sachsen, 7:166-168.

Prädatoren: Fische