Gefährdungsursachen von Laubfroschvorkommen:
Prädation durch andere Tiere (Fressfeinde, Beutegreifer)
Von Uwe Manzke
Es gibt viele Beobachtungen zu Fressfeinden von Laubfröschen und deren Entwicklungsstadien (Laich, Larven, Jungtiere, Adulti). Hierzu gehören beispielsweise:
Prädation der Gelege:
hier werden die einzelnen Eier und vor allem die sich entwickelnden Larven von Wirbellosen (Schnecken, Egel, limnische Käfer und ihre Larven, Libellenlarven, Wanzen, Köcherfliegenlarven, etc.) aber auch von syntopen Amphibienlarven (vor allem die Frühlaicher: Grasfrosch, Erdkröte, Knoblauchkröte) und Molche (Weibchen!) gefressen.
Prädation der Larven (Kaulquappen):
vor allem Molche (Weibchen!) und Molchlarven, Larven limnischer Käfer und Libellen, Fische und Vögel (z. B. Zwergtaucher sind dafür bekannt, dass sie einen Tümpel "Kaulquappenleer-fischen" können) sind hier zu nennen, gelegentlich fressen die Ringelnatter und wohl auch Egel die Kaulquappen des Laubfrosches.
Die jungen Laubfrösche haben viele Feinde:
hierzu zählen Wasserfrösche, Schlangen (Ringelnatter), räuberische Käfer (Ameisen und Spinnen ?), Vögel (z. B. Amsel, Rabenvögel) und Säugetiere.
Ausgewachsene Laubfrösche sind außerhalb der Paarungszeit durch ihre "ruhige und getarnte" Lebensweise recht gut vor Beutegreifern geschützt.
Während der Paarungszeit allerdings unterliegen sie zum Teil einem erheblichen Feinddruck, vor allem durch nächtlich jagende Vögel (An erster Stelle steht der Graureiher! Aber auch der Waldkauz und die Schleiereule spielen zu dieser Jahreszeit eine Rolle.), nicht wasserscheue Kleinsäuger (Wanderatte, Spitzmäuse) und auch durch die Ringelnatter. Lokal können Medizinische Blutegel an Laubfröschen parasitieren.
Im Zusammenhang von Artenhilfsmaßnahmen (hier: Biotopmanagement) für den Laubfrosch, macht es daher wenig Sinn, viele perennierende Gewässer, das heißt ganzjährig wasserführend, unmittelbar nebeneinander anzulegen. Im Gegenteil, sowohl kurz-, als auch langfristig werden hier die vielen Prädatoren (Arten und Individuenzahl) gefördert, so dass sich nur ein geringer Anteil der abgelegten Laubfroscheier erfolgreich bis zum Jungfrosch entwickeln können. Dies gilt insbesondere für das wichtige "Ursprungsgewässer/Reproduktionszentrum" mit Rufgruppen über 30 und mehr Männchen in den verbliebenen "Restpopulationen".
Sinnvoller ist es vielmehr, mehrere Gewässer unterschiedlicher Strukturen und Wasserführung anzulegen. Hier sollten die neu anzulegenden Gewässer einen Abstand von ca. 500 m bis 1.000 m (max. 1.500 m) zu diesem "Reproduktionszentrum" haben. Ziel ist dabei die Initiierung, die Förderung und die Etablierung weiterer großer Rufgruppen, zum Erhalt/Sicherung der verbliebenen Population, als auch im Zusammenhang des Metapopulationskonzeptes. Im Idealfall sind diese Gewässer temporär und trocknen regelmäßig im Sommer aus (ab Juli, August). Die fehlende ganzjährige Wasserbespannung verhindert dabei das Aufkommen von z. B. mehrjährig im Larvenstadium lebenden Großlibellen- und Wasserkäferlarven, aber auch Molche werden nicht unnötig gefördert.
Als Fortpflanzungsgewässer besonders geeignet sind temporäre Tümpel in Wiesensenken. Lokal sind auch überstaute Wiesen für den Laubfroschschutz zu etablieren (Stauwerke, regulierbare Bespannung). In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass Fischteiche, die zur Aufzucht der Fischbrut genutzt werden, sehr gute Fortpflanzungsgewässer für den Laubfrosch, Rotbauchunke und andere Amphibien sein können. Diese Gewässer werden regelmäßig trockengelegt, so dass die Prädatorenanzahl und -dichte niedrig bis vernachlässigbar ist. Zum Teil sind diese "Karpfenaufzuchtteiche" zugleich Lebensraum für seltene Urzeitkrebse (Großbranchiopoden) wie den Schildkrebs Triops cancriformis oder den Linsenkrebs Limnadia lenticularis und andere.
Unter den Fallbeispielen werde ich demnächst Beispiele für entsprechendes abträgliches Biotopmanagement aufführen.