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Linsenkrebs Limnadia lenticularis
(Flossenfloh)
Von Uwe Manzke
Limnadia lenticularis: Weibchen mit "Eiern" im Brutraum.
L. lenticularis: ein Bestimmungsmerkmal ist die Furca.
Vorkommen in Deutschland
In Deutschland erscheinen die Funde von L. lenticularis recht verstreut und vereinzelt. Ausnahme bilden die "geschlossenen" und "perlschnurartig aufgereihten" Vorkommen am Rhein in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Viele Funde von L. lenticularis gelangen in Fischaufzuchtgewässern.
Verbreitung in Niedersachsen
Über die Verbreitung des Linsenkrebses Limnadia lenticularis in Niedersachsen und Norddeutschland ist recht wenig bekannt. Es gibt nur ältere Nachweise bei Hamburg, bei Rotenburg/W. und bei Osnabrück. Erst 2010 gelang wieder ein aktueller Fund des Linsenkrebses für Niedersachsen in einer Fischteichanlage (Schaper 2011).
Vorkommen in der Region Hannover
Vorkommen des Linsenkrebses in der Region Hannover sind mir nicht bekannt. Möglicherweise existieren Vorkommen in ablassbaren Fischteichanlagen. Auch erscheint eine gezielte Nachsuche im Leinetal während und nach Hochwässern erfolgversprechend.
Lebensraum
Der Linsenkrebs bewohnt vor allem ephemere, d.h. temporäre Kleingewässer wie Tümpel und Überschwemmungsflächen in Flussauen. Darüberhinaus sind Vorkommen aus Fischzuchtanlagen bekannt. Hier bewohnt die Art vor allem die regelmäßig abgelassenen Aufzuchtteiche für die Fischbrut (Vorstreckteiche). Der zur Zeit einzige belegte aktuelle Nachweis von L. lenticularis in Niedersachsen gelang gleichfalls in einer Fischteichanlage.
Biologie und Ökologie
L. lenticularis gilt in der deutschsprachigen Literatur als "wärmeliebende" Sommerform und soll erst bei höheren Temperaturen zu finden sein. Nachweise sind ab April bis in den Spätherbst bekannt. Ich meine, diese Aussage ist zu relativieren und hängt mit den Fundortverhältnissen der Art zusammen (Bespannung von Fischaufzuchtgewässern erst ab April-Mai, sommerliche Hochwässer am Rhein). Der Linsenkrebs legt, wie alle anderen beschriebenen Großbranchiopoden, Zysten ("Dauereier"). Die Fortpflanzung erfolgt weitgehend parthenogenetisch. Erst Ende des letzten Jahrhunderts wurde bekannt, dass es auch Männchen und daher auch eine geschlechtliche Fortpflanzung gibt. Die Zysten entwickeln sich in einem Brutraum zwischen Carapax und Abdomen (s. Foto 1).
Gefährdung und Artenschutz in Niedersachsen
Aufgrund der geringen Anzahl von Funden - es existiert zur Zeit nur ein belegtes aktuelles Vorkommen - scheint die Art in Niedersachsen sehr selten zu sein. Allerdings fehlen sicherlich gezielte Nachsuchen dieser leicht zu übersehenden Art. Mangels Kenntnissen über die tatsächliche Verbreitung können keine gesicherten Aussagen zu einer möglichen Gefährdung in Niedersachsen getroffen werden. In Deutschland gilt die Art als stark gefährdet, in einigen Bundesländern wird sie als vom Aussterben bedroht eingestuft und in vielen weiteren fehlen Nachweise.
Ich möchte dazu aufrufen, gezielt nach dem Linsenkrebs Ausschau zu halten.
Bitte um Fundmeldungen
Ich schreibe aktuell eine Publikation zu den verschiedenen "Besiedlungs-Geschichten" der in Deutschland vorkommenden "Urzeitkrebse", daher bin ich für die Mitteilung von Funden dankbar.
Desgleichen arbeite ich im internationalen ehrenamtlichen Projekt "Verbreitung der Großbranchiopoden in der Westpaläarktis" mit. Auch hierfür sind Fundangaben willkommen.
Größere Abbildungen, auch als Hilfestellung zur Schnellansprache der verschiedenen Taxa
Limnadia lenticularis: der Linsenkrebs mit einem Binocular fotografiert.
Thematische Karten
Limnadia lenticularis
TK25-Rasternachweiskarte Deutschland (die Karten werden anhand Eurer Fundmeldungen in unregelmäßigen Abständen aktualisiert)
Kartengrundlage: verändert nach
"Relief Map of Germany" Wikimedia Commons https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Relief_Map_of_Germany.svg
Die Karte kann bei mir für Euer Projekt angefordert werden.
Dickbauchkrebs - Lynceus brachyurus